Brief der Landeskirche anläßlich des Kleinschenker Treffens vom 16. - 17. August 2014 in Kleinschenk

Evangelische Kirche A.B. in Rumänien
Das Landeskonsistorium

Str. Gen. Magheru 4, RO - 550185 Sibiu
Tel.: +40 269 217864 Fax: +40 269 206864 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.evang.ro

Zahl 1967/2014

Herrn
Guido Frank
Quittenweg 8
86169 AUGSBURG
GERMANIA Hermannstadt, den 7. August 2014

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrter Vorstand, liebe Schwestern und Brüder!

„Gott nahe zu sein ist mein Glück" (Ps.73, 28)
Mit diesem Losungswort für das Jahr 2014 grüßen wir Euch seitens der Heimatkirche in Siebenbürgen zu Eurem Heimattreffen in Kleinschenk anlässlich der Einweihung der renovierten Kirchenburg und Orgel ganz herzlich und erbitten dafür Gottes Beistand, gutes Gelingen und frohmachende Begegnungen.
Wir in Siebenbürgen wissen uns Euch Landsleuten in Deutschland verbunden, nachdem wir in Deutschland wie in Siebenbürgen die Nähe zu Gott mittels der Kirche immerfort leben, wie auch die Nähe zu unseren Nächsten in unserem Umfeld stets suchen. Was uns Evangelische Siebenbürger Sachsen ausmacht, ist der Drang und Hang zur Gemeinschaft. Dieses bedeutet, Gemeinschaft stiften, pflegen und fördern. Dank dieses Gemeinschaftssinns haben wir uns unsere Identität durch die Geschichte hindurch bewahrt, können wir auch heute eine bedeutende Brückenfunktion in und zwischen der deutschen und rumänischen Gesellschaft wahrnehmen und für das morgige zusammenwachsende Europa einen einzigartigen christlich-gemeinschaftlichen, evangelisch-siebenbürgischen, nachbarschaftlich-verbindlichen Beitrag bringen.
Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien sieht sich auf diesen Weg gerufen und hat im letzten Jahr das Strategiekonzept für die nächsten zehn Jahre verabschiedet.
Dabei wird im geistlichen Bereich Wert auf die Förderung des Gemeindeaufbaus in den Stadtgemeinden gelegt, so dass die junge Generation und die rumänischen und aus dem deutschsprachigen Ausland Dazukommenden integriert werden bzw. die umsichtige geistliche und diakonische Betreuung der vielen und kleinen Diasporagemeinden gewährleistet wird.
Im Bereich der Strukturen und Ordnungen sind besonders die Richtlinien für die Gründung von Gemeindeverbänden als lebensfähige Einheiten für die Zukunft anzusehen, so dass vier Gemeindeverbände schon entstehen konnten, als auch die Regelung der Mitgliedschaft von Ausländern in unserer Kirche. Hier geht es besonders darum, denen die eine enge Beziehung zur Heimatkirche und Heimatgemeinde haben, neben der Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Möglichkeit zu geben, eine Zweitmitgliedschaft in der Kirchengemeinde der Heimatkirche zu der ein starker Bezug besteht, zu beantragen. Wenn Ihr Euch in der Heimatgemeinde einbringen wollt, könnt Ihr das auf mancherlei Wegen tun, wie Heimattreffen vor Ort und Besuche organisieren, handwerkliche wie geistliche, diakonische, kulturelle oder finanzielle Unterstützung geben (siehe dafür die Webseite: www.einsatz-in-siebenbuergen.eu ), aber nun durch eine Sonder- oder Vollmitgliedschaft das Recht bekommen auch mitzureden und mit zu bestimmen. Wir hoffen dadurch, unsere Gemeinschaft über die Grenzen anzunähern und ihr eine gemeinsame Zukunftschance zu ermöglichen.
Nähere Informationen zur Mitgliedschaft, wie überhaupt über unsere Kirche, das Strategiekonzept, die neuesten Nachrichten u.v.a.m. erhaltet Ihr von unserer Webseite: www.evang.ro.
Im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit haben wir durch die Überarbeitung und stete Aktualisierung unserer obigen Webseite, wie die Zusammenlegung der Kirchlichen Blätter und LandesKirchlichenInformation, die Ihr per Post oder Abonnement beziehen könnt, unser Erscheinungsbild nach außen professionalisiert. Durch das permanente Erscheinen von Beiträgen aus der Heimatkirche in der Siebenbürgischen Zeitung, die Abhaltung von jährlichen Konsultationen mit den siebenbürgisch-sächsischen Organisationen in Rumänien (das Deutsche Forum) und in Deutschland (Verband der Siebenbürger Sachsen, Sozialwerk, HOG-Verband, Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, Freundeskreis, Gemeinschaft der siebenbürgischen Pfarrer) und die verschiedenen gemeinsamen Tagungen, Aktionen, Projekte und Besuche sind wir über die Grenzen ein gutes Stück im Einander Verstehen, Beistehen und gemeinsamen Handeln nähergekommen. Das wollen wir auch weiterhin intensivieren.
Im Bereich Kulturerbe sind wir im Gespräch mit dem Siebenbürgisch Sächsischen Kulturrat und andern kompetenten Stellen, einen Masterplan zum Erhalt des Kulturerbes zu entwickeln. Die Inventarisierung, das Erstellen einer Datenbank zu allen Kirchenburgen und kirchlichem Eigentum, die Priorisierung des Kulturguts, Restaurierungsmaßnahmen und Nutzungskonzepte erarbeiten zeigen die Fülle der Aufgabe an. Bis dahin sind wir jedoch nicht untätig: Das EU-Kirchenburgenprojekt ist gut abgeschlossen und 18 Kirchenburgen restauriert und gerettet worden. In drei Kirchen werden 2014 die entdeckten Fresken freigelegt und restauriert. Insgesamt wurden größtenteils mit Unterstützung der HOGs 2013 nicht weniger als 35 Kirchenburgen und vier Orgeln restauriert und zum Teil eingeweiht. Ein neues EU-Kirchenburgenprojekt ist schon in Planung. Für das Requirieren von Fonds für den Erhalt und die Restaurierung der Kirchenburgenlandschaft sind wir dabei, die „Stiftung Kirchenburgen" zu gründen. 2013 haben wir das Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens" gestartet, das wir heuer fortsetzen. 26 Kirchenburgen (darunter die Kirchenburg Eurer Heimatgemeinde) werden mit einem Kirchenburgenpass weltweit bereist werden können. Zudem wird in diesen und anderen Kirchenburgen vom Osterfest bis zum Reformationsfest eine reiche Palette von kirchlichen, kulturellen, musikalischen, sportlichen Programmen und Veranstaltungen in und um die Kirchenburgen geboten. Über das Besuchen, die Teilnahme und das Mitmachen hoffen wir so, neue Ressourcen und Freunde der Kirchenburgen und unserer Gemeinschaft zu gewinnen. Auch Ihr könnt dazu beitragen. Mit dem HOG-Verband haben wir ein Kooperationsmodell abgesprochen, das zwischen der Heimatgemeinde - oder bei Diasporagemeinden vom Bezirk - und Eurer HOG geschlossen werden kann und auf dessen Basis eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindlich wachsen kann. Im Einklang mit dem HOG-Verband wurde gleichfalls vereinbart, dass die Heimatgemeinden bei anstehenden Verkäufen die zuständigen HOGs anschreiben und ihre Stellungnahme einholen, um die besten Lösungen für den Erhalt des Erbes unserer Väter zu finden. Gleichzeitig sind wir bestrebt, mit den lokalen Ämtern und Bürger zusammenzuarbeiten, damit sie sich nach und nach auch mit dem Kulturgut in unserem Land identifizieren und zu dessen Erhalt beitragen. Der Erhalt unseres Kulturerbes wird langfristig nur gelingen, wenn Heimatgemeinde, HOG und lokale Gemeinde zusammenarbeiten.
Im Bereich Management ist uns gerade die Nachhaltigkeit des Kulturerbes ein Anliegen, wozu auch eine effiziente Verwaltung in den Gemeinden und Bezirken gehört, wie auch die Solidarität mit den geistlichen und diakonischen Mitarbeitern, deren Dienst wesentlich ist, so dass Kirche nahe bei Gott und den anvertrauten Menschen bleibt.

Dass Ihr Kleinschenker Eurer Heimatgemeinde nahe und engagiert seid, sehr gut mit ihr zusammenarbeitet, erfüllt uns mit Dankbarkeit. Besonders das Bedenken der klein gewordenen Gemeinde und Gemeindeglieder vor Ort, aber auch Euer wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Kirchenburg und die Pflege des Friedhofs wissen wir zu schätzen und sehen es als ein Bekenntnis zu der gemeinsamen Herkunft und Identität und zum gemeinsamen Glauben. Auf Euren treuen Beistand bauen wir auch weiterhin, wissend dass wir zusammengehören und eine gemeinsame Zukunft hier und bei Gott haben werden. Das möge uns glücklich machen.

Mit Segenswünschen

Bischof Landeskirchenkurator Hauptanwalt

Reinhart Guib Friedrich Philippi Friedrich Gunesch

P.S.
1. Bei konkreten Fragen und Anliegen betreffend die Heimatgemeinde bitten wir die Verbindung zum Bezirkskonsistorium Hermannstadt aufzunehmen.
2. Wir freuen uns, wenn Ihr diesen Brief bei Eurem Heimattreffen verlest und damit die Verbundenheit mit der Heimatkirche zum Ausdruck kommen kann.