Festtage
Der Palmsonntag und das Osterfest
Der Palmsonntag war der Sonntag an dem in Kleinschenk die Kinder der achten Klasse konfirmiert wurden und somit einer der feierlichsten Gottesdienste des Kirchenjahres.
Am Vortag trafen sich die Konfirmanden beim Pfarrer, um für den erteilten Konfirmationsunterricht zu danken. Jeder brachte als Geschenk 10 Eier mit. Im Hinblick auf ihre erste Teilnahme am heiligen Abendmahl, das am Palmsonntag nach dem Gottesdienst stattfand, baten sie den Pfarrer als auch ihre Taufpaten um Verzeihung.Der Palmsonntag war gewissermaßen das Tor zur Karwoche und leitete in die stillen und zur Besinnung mahnenden Tage über. Schon am Gründonnerstag wurde in allen Häusern Brot und Schar (Hefegebäck) gebacken. Die Häuser und der Hof wurden sauber gemacht. Der Karfreitag war ein Feiertag mit Abendgottesdienst, ein Tag an dem in den meisten Familien gefastet wurde.
Das Osterfest fällt in jedem Jahr auf ein anderes Datum. Der Grund, warum sich der Termin jedes Jahr verschiebt, sind die Mondphasen. So wurde im Jahre325 auf dem ersten Ökumenischen Konzil in Nikäa in der heutigen Türkei beschlossen, dass dieses Fest zur Auferstehung Christi genau an dem Sonntag stattfinden soll, der auf den ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn folgt.
Das Ei, das heute ein Symbol für die Auferstehung Christi ist, und der Hase haben eine noch längere Geschichte. Schon in vorchristlicher Zeit kam dem Ei bei fast allen Völkern der Erde besondere Bedeutung zu. Es galt allgemein als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens. Auch die Sitte, Eier zu verzieren und zu verschenken, ist keine neumodische Erfindung. Schon die Babylonier, Inder und unsere heidnischen Vorfahren beschenkten sich anlässlich ihrer Frühlingsfeste mit bemalten Eiern. Die Germanen färbten sie beispielsweise rot und gelb. Rot zu Ehren des Donnergottes „Donar", der im ersten Gewitter die Winterriesen vertreiben sollte. Mit gelben Ostereiern wollten sie ihrer Frühlingsgöttin „Ostara" eine Freude machen.
Der Sage zufolge wurde nach ihr auch das Osterfest benannt. Der Hase war das heilige Tier der Ostara, und galt als Fruchtbarkeitssymbol. Dass der Osterhase die Eier in die Nester der Kinder legte, lag vielleicht daran, dass sich die Hasen zur Osterzeit vermehrt um die Dörfer herumtrieben um in Gärten nach Kohlstrünken und vergessenen Rüben zu suchen. So konnte man den Kindern erzählen, dass es die Hasen seien welche die Eier bunt anmalen und verstecken.
In Kleinschenk wurden die gekochten Eier nicht nur mit künstlichen Farben, sondern auch noch mit natürlichen Farben gefärbt. Sehr beliebt war der rotbraune Farbton der gekochten Zwiebelschalen. Die Eier wurden zusammen mit kleinen Blättern aus dem Garten in Seidenstrümpfe eingebunden und in das kochende Wasser mit den Zwirbelschalen getan. Das ergab ein schönes Muster. Am Samstag holten die Kinder Moos aus dem Wald und bauten sich ihre Nestchen in den Garten. In der Nacht zum Ostersonntag legte der „Osterhase“ seine bunt gefärbten Eier, die Süßigkeiten und das Parfüm Gläschen hinein. In fast allen Häusern gab es an den Osterfeiertagen den Lammbraten mit Kartoffelsalat. Waren die Lämmer jedoch zu klein zum schlachten, gab es einen saftigen Schweinsbraten.
Am Nachmittag des ersten Ostertages gingen die Jungen Gruppenweise zu den Mädchen zum „bespritzen". In der neuern Zeit wurde mit Parfüm bespritzt. Früher gingen die Burschen mit Wasser. So geschah es manchmal das der Trog am Brunnen geleert, und die Brunneneimer entfernt wurden, damit sie kein Wasser mehr fanden. Versteckten sich die Mädchen und wurden dann von den Burschen gefunden, bekamen diese die doppelte Menge Wasser. Verheiratete Männer waren beim bespritzen vorsichtiger. Und bei den Schuljungen, die zu ihresgleichen bespritzen gingen, verlief auch alles friedlicher. Nach einem kurzen Aufenthalt und einem Gläschen Schnaps und etwas Kuchen ging man dann zur Nächsten. Die Schuljungen bekamen statt Schnaps gefärbte Eier.
Meistens hatte einer ein Akkordeon oder eine Ziehharmonika dabei dann wurde gesungen und richtig Stimmung gemacht. Das dauerte meistens den ganzen Nachmittag. Am Abend versammelte man sich meist in einem leer stehenden Haus und unterhielt sich je nach Stimmung bis in die Nacht hinein. Am zweiten Ostertag gingen in Kleinschenk die Mädchen „bespritzen“. Und wehe einer hatte am Vortag zu viel Wasser geschüttet, so konnte er von den Mädel’s keine Gnade erwarten.
Der 1.Mai
Der 1. Mai in Kleinschenk war im wahrsten Sinne des Wortes ein Feiertag. Groß und Klein freuten sich auf den 1. Mai weil überall gefeiert wurde. Schon in der Früh um 6 Uhr kletterten Hans Albert und seine Musikanten auf den gelben Berg (Gielereich) und weckten die Leute mit ihren Klängen. "Der Mai ist gekommen" verkündeten sie, und schmückten ihre Mützen oder Blasinstrumente mit frischem grünem Eichenlaub. Nach dem Ständchen auf dem Berg kehrten sie durch den Garten von Hans Langer wieder ins Dorf zurück. Das erste Ständchen war immer, soweit ich mich erinnern kann, vor dem Haus von Hans Langer. Dieses war ein besonderes Ständchen, denn es galt seiner Tochter, der Erika. Sie hatte das Glück an ihrem Geburtstag immer von der Blasmusik geweckt zu werden. Nach einer kleinen Verstärkung mit warmem Schnaps und Krapfen mussten die Musikanten weiter um im ganzen Dorf den Mai zu verkünden. Sie marschierten von Straße zu Straße, und an jeder Ecke hielten sie an und spielten ihre traditionellen Mailieder.
Immer wieder wurden sie von den Leuten mit einem Gläschen Schnaps und Kuchen bedient. Es gab Stationen die man auf keinen Fall vergessen durfte. Den Pfarrer, den/die Lehrer/-in und den Bürgermeister wenn er aus dem Dorf kam. Hier blieben sie länger als sonst. Sie wurden in den Hof eingeladen wo sie dann auch ein paar Lieder mehr spielten. Während die Bläser bis so um die Mittagszeit durch das Dorf marschierten, bereiteten die Leute ihre Maifeier vor. Überall wurden die Lämmer geschlachtet und das Fleisch wurde für's Mittagessen vorbereitet. Bei den meisten gab es am Mittag die Lammfleischsuppe (Ciorba de miel), und nachher gegrilltes Lammfleisch oder "Ciaon", eine Art Kesselgulasch mit Kartoffelsalat. Gefeiert wurde in mehreren Gruppen. Die Erwachsenen und die Jugend waren in mehrere Kränzchen aufgeteilt, und bei den Schulkindern bildeten mehrere Klassen kleinere Gruppen.
Die Kinder feierten meistens bei jemandem zu Hause, damit diejenige Mutter ihnen das Essen machen konnte. Bei schönem Wetter ging man am Nachmittag ins Grüne. Die beliebtesten Orte waren zu meiner Zeit "Die Quelle" oder der gelbe Berg(Gielereich). Einige fuhren mit den Fahrrädern zum Heilbad nach Rohrbach, nach Voila zum Bach oder zum Complex nach Simbata. Am Abend, wenn alle wieder zurück waren, wurde weiter gefeiert und getanzt, bis in die Nacht hinein. Ein weiterer Brauch in Kleinschenk, waren die schönen hohen Maibäume (Birken), die die Burschen ihren Freundinnen (Lefkern) in der Nacht zum 1. Mai vor das Haus aufstellten.
Nach Verhandlungen mit dem Förster, durften die Burschen die 4-6 m langen Birken am Vortag aus dem Wald holen. Sie fuhren sie in eine leere Scheune wo alle unteren Äste (bis auf die Spitze) abgesägt wurden. Späht in der Nacht fuhren sie dann vor die Häuser der Mädchen, schlugen Löcher, und setzten den Stamm der Birke fest in die Erde. Am nächsten Morgen dann die Überraschung. Nicht alle Mädchen hatten einen Maibaum. Einige waren enttäuscht. Die andern aber, waren froh und stolz auf ihren Baum. Und auch auf ihren Schatz. Es war eine schwere Arbeit. Aber jeder Fleiß hat auch seinen Preis. Als Belohnung organisierten die Mädchen, die einen Maibaum bekommen hatten eine Feier (Das Ausschenken), und luden alle Burschen die beim aufstellen der Maibäume dabei waren zum Ausschenken ein. Nachdem der Maibaum einige Wochen vor dem Haus stand und getrocknet war, durfte der Vater ihn wieder wegräumen. Ein schöner Brauch an den wir uns immer gerne zurückerinnern.
Der Verheirateten Ball (Der Froinderden Ball)
Wie in vielen sächsischen Ortschaften, wurde auch in Kleinschenk zur Faschingszeit zum Verheirateten Ball geladen. Er wurde abwechselnd von den beiden Nachbarschaften veranstaltet. Ein kurzes Theaterstück wurde in den Monaten vorher schon einstudiert. Es wurde fleißig geprobt bis zur Generalprobe, die dann am Samstagnachmittag im Saal (Kulturheim) für die Kinder stattfand. Zwei Tage vorher schon musste der Saal geheizt werden und dafür gingen die Männer von Haus zu Haus um Holz zu sammeln.
Am Abend als die schon lange vorbestellte Musikband eintraf, spielte sie vor dem Saaleingang das traditionelle Ständchen und lud somit zum Ball ein. Früher durften nur die verheirateten zu diesem Ball und es war erwünscht in Tracht zu erscheinen. Mit der Zeit dann konnten auch die Jugendlichen aus dem Dorf und noch später durften sogar Verheiratete auch aus andern Ortschaften kommen.
Um 20 Uhr begann die Theatervorstellung. In den zwei kurzen Pausen heizte die Band mit ihren Klängen die Leute schon auf und bereitete sie auf den Tanz vor. Nach dem Theaterstück wurden die Bänke und Stühle zur Seite gestellt und die Tanzfläche wurde mit fein geriebener Seife oder Leinenkörnern bestreut damit die Schuhe besser rutschen. Nach ein paar Tanzrunden war es endlich so weit. Alle Trachtenpaare standen aufgestellt und warteten auf den Marsch. Die Tanzfläche wurde frei gemacht und dann kamen sie hereinmarschiert durch die Mitte des Saales, zuerst zu zweit, dann zu viert und dann zu sechst. Ein herrliches Bild dieser Aufmarsch, der Höhepunkt des Abends.
Nach Mitternacht gab’s Verstärkung für den Magen. Die Tische wurden aufgestellt und jeder konnte sein, von zu Hause mitgebrachtes Essen mit seinen Nachbarn teilen und genießen.
Meistens gab’s kalten Schweinebraten und Wurst mit frisch gebackenem Kartoffelbrot, Gurken oder Sauerkraut. Der ein oder andere brachte den Topf mit Krautwickerln oder warme Wiener Würsten mit. Für gute Stimmung sorgte der kühle Wein aus unsern Weingärten.
Nach dem Essen wurden einige Tische wieder abgeräumt und mit tanzen und singen ging’s weiter bis in die frühen Morgenstunden. Am schwersten hatten es die Adjuvanten. Die mussten nämlich am nächsten Tag, am Sonntag um 14 Uhr für dem Maskenball der Kinder spielen. Jede Mutter hatte sich Mühe gegeben dass ihre Kinder die schönsten Masken hatten. Die Väter tauchten meistens später im Saal wieder auf. Aber zu mindest hatte der ein oder andere eine Flasche Wein für die Musikanten dabei. Mit Blasmusik und vielen schönen Masken ging der Kinderball für jung und alt um 20 Uhr zu ende.
Es war jedes Mal ein schönes Ereignis, als Kind, in der Jugendzeit und auch als Adjutant!
Guido Frank
(Liebe Landsleute sollte irgendwas nicht ganz stimmen an der Geschichte, dann bitte meldet Euch bei mir. Wir können jederzeit etwas löschen oder beifügen. Sollte jemand schöne Farbfotos zu diesem Beitrag haben, bitte meldet Euch. Wir möchten eine Bildergalerie von unserem Dorf erstellen und dafür brauchen wir Eure Fotos und Eure Unterstützung)