Gedichte
Kleinschenk (von Sofia Theil, geb. Essigmann)
Kleinschenk, mein liebes Heimatdörfchen,
das einst die Kette sächsischer Häuser umschloss.
Nun ist sie zerrissen, geblieben sind Stücke bloss.
Verdunkelte Strassen, kein Lichtstrahl mehr.
Viele Häuser stehen leer.
Mancher kann sagen: Dies war einst mein Elternhaus;
doch wo die Mutter ging ein und aus,
schauen fremde Menschen zum Fenster heraus.
Nur unsere alte Kirchenburg, die steht noch fest,
obgleich das Sachsenvolk sie verläßt.
Sie ist über sechshundert Jahre alt,
und man nennt sie „die Wacht am Alt“.
Sie hat uns gedient als Feindeswehr.
Auch du, mein liebes Kirchlein - und das Pfarrhaus,
ihr bleibt eines Tages leer.